Die Tücken des Umgangs mit der Kriminalstatistik
Sendung: Synapsen – ein Wissenschaftspodcast | 22.11.2024 | 06:00 Uhr | von Maja Bahtijarevic/Bent Freiwald
49 Min | Verfügbar bis 22.11.2029
https://www.ndr.de/nachrichten/info/113-Die-Jugend-von-heute-1-Immer-gewalttaetiger-Gar-nicht-wahr,audio1758752.html
KI-Quellrecheche und Zusammenfassung auf Grundlage der Shownotes
Die öffentliche Wahrnehmung von Jugendkriminalität ist oft von Vorurteilen geprägt, die nicht immer mit den tatsächlichen Daten übereinstimmen. In der Sendung „Synapsen – ein Wissenschaftspodcast“ vom 22.11.2024 analysiert der Wissenschaftsjournalist Bent Freiwald gemeinsam mit Host Maja Bahtijarević Statistiken zur Jugendkriminalität und zeigt auf, dass viele Schlagzeilen einen nicht existierenden Trend suggerieren.
Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS): Die PKS erfasst alle polizeilich bekannten Straftaten und dient als wichtige Datenquelle zur Kriminalitätsentwicklung in Deutschland. Allerdings bildet sie nur das sogenannte „Hellfeld“ ab, also die bekannt gewordenen Straftaten. Daher kann sie ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Kriminalitätslage vermitteln.
Dunkelfeldstudien: Um ein umfassenderes Bild zu erhalten, werden Dunkelfeldstudien durchgeführt, die auch nicht angezeigte Straftaten berücksichtigen. Der Niedersachsensurvey 2022 des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen befragte 8.539 Neuntklässler zu ihren Erfahrungen als Täter und Opfer. Die Ergebnisse zeigten teilweise deutliche Unterschiede zur PKS: Während die PKS einen Anstieg von Sachbeschädigungen, Raubüberfällen und Körperverletzungen verzeichnete, konnte der Survey dies nicht bestätigen; insbesondere bei Körperverletzungen zeigte sich sogar ein rückläufiger Trend.
Medienberichterstattung: Die mediale Darstellung von Jugendkriminalität kann die öffentliche Wahrnehmung stark beeinflussen. Eine Analyse der TV-Berichterstattung ergab, dass die Anzahl der Beiträge über Gewaltkriminalität ein Allzeithoch erreicht hat, wobei insbesondere ausländische Tatverdächtige und Messerdelikte im Fokus stehen. Dies steht im Gegensatz zu den tatsächlichen statistischen Daten, was zu einem verzerrten Bild in der Öffentlichkeit führen kann.
Gewalt an Schulen: Laut einer forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) erleben viele Schülerinnen und Schüler psychische und körperliche Gewalt. Die Umfrage zeigt, dass sowohl psychische als auch körperliche Gewalt an Schulen präsent sind, wobei psychische Gewalt häufiger vorkommt. Lehrkräfte berichten zudem von einer Zunahme solcher Vorfälle im Vergleich zu früheren Jahren.
Fazit: Die Analyse von Bent Freiwald zeigt, dass viele Annahmen über die Zunahme von Jugendkriminalität nicht durch die Daten gedeckt sind. Vielmehr beruhen sie auf Fehlinterpretationen oder unzureichender Kontextualisierung von Statistiken. Es ist daher wichtig, sowohl Hell- als auch Dunkelfeldstudien zu berücksichtigen und die mediale Berichterstattung kritisch zu hinterfragen, um ein realistisches Bild der Jugendkriminalität zu erhalten.


